Gewöhnlich wird das alte Erzgebirge mit dem hölzernen Schindeldach in Verbindung gebracht. Ein Strohdach wird eher als Ausnahme angesehen, oftmals gleichgesetzt mit ärmlichsten Verhältnissen. Doch neuere Forschungen belegen, dass die Dachlandschaft Holz und Stroh oft nebeneinander vorkamen. Im Freilichtmuseum ist seit 1996 ein solches Dach nach Originalbefunden wieder entstanden und steht als einzigartiges Denkmal für ein ehemals durchaus regionaltypische Bedachungsform des Erzgebirges. (9)
Unser Haus stellt in seiner Werkkammer und in der Stube die Produktion erzgebirgischer Spielzeugarchen vor, welche vor allem für Hallbach bedeutsam waren. (10)
Wind und Wetter nagten in den letzten Jahren zusehends am Dach. Auch fanden die Vögel zum Nestbau im Frühjahr immer mehr gefallen an dem Material. So wurde 2014 eine Notbedachung angebracht. (rechtes Bild) Dieser Schutz sicherte damit das Dach, so konnte die Stroheindeckung auf dem Dachboden besichtigt werden.
Seit Jahren war die Museumsleitung auf der Suche nach einem Produzenten, der noch langstieligen Winterroggen anbaut, denn nur diese Getreideart eignet sich für ein Strohdach.
Man wurde schließlich in Franken fündig, die Ernte von 2015 konnte von der Gemeinde für das Freilichtmuseum gekauft werden. Ganz traditionell war dort eine ältere langstielige Roggensorte angebaut und mit dem Mähbinder geerntet worden.
Das handwerkliche „Know-how“ der Herstellung von geeigneten Strohbündeln ist schließlich in einem Strohseminar im Freilichtmuseum den Mitarbeitern vermittelt worden. Um geeignete Strohbündel für die Dacheindeckung zu erhalten sind vielfältige Techniken zu erlernen wie, Dreschen mit dem Dreschflegel und dabei mehrmals wenden, die Bunde werden halbiert und kräftig ausgeschüttelt um lose, strohfremde oder zu kurze Halme zu entfernen. Die einzelnen Bunde mussten mit einem Strohseil zusammengebunden werden. Es waren viele Arbeitsschritte erforderlich bevor sie fertig waren.
Unser Verein konnte die Transportkosten übernehmen und die Gemeinde Seiffen finanzierte den Kauf des Winterroggens. (11)